Draussen riecht es ganz komisch - so "frisch". Daddy sagt, es riecht nach Schnee. Mami und ich sind gespannt, ob Daddy Recht hat. Wir lieben Schnee. Ich setze mich jetzt in Jersey´s Hundebett und schaue aus dem Fenster. Und Du... Du kannst den Heinz Erhard der Woche lesen, den ich zu Beginn meiner 42. Woche gefunden habe...
Der Heinz Erhard der Woche
Es war einmal ein altes Schloß
und Kunibert, so hieß der Boß.
Er hatte Mägde, hatte Knechte
und eine Frau - das war das Schlechte !
Ihr Mund war breit, ihr Hals war lang,
und es klang schrecklich, wenn sie sang.
Drum zielte er mit Korn und Kimme
und Wut auf sie - das war das Schlimme !
Es machte bumm ! - (natürlich lauter) -
dann fiel sie um ! - zum Himmel schaut er
und spricht, das Auge voll Gewässer:
"Vielleicht singt sie da oben besser ?!"
Es ritt der edle Ritter Kunkel
durch einen Wald, der still und dunkel -
als plötzlich, jäh und ungestüm,
ein grauslichgraues Ungetüm,
ein richtig schlimmes Drachenvieh,
das Feuer, Gift und Galle spie,
sich fliegend näherte dem Reiter
und schrie: "Bis hierher und nicht weiter !!!"
Der Ritter Kunkel zog am Zügel,
dann seinen Degen ! Stieg vom Bügel,
und mutig, ohne banges Zagen,
ging er dem Drachen an den Kragen !
Gar bald gelang's ihm, hintern Ohren
das Scheusal schmerzhaft anzubohren,
worauf es "au" schrie nach dem Stich
und flugs nach oben hin entwich ! -
Der Ritter reinigte den Degen
und ritt, nun auf befreiten Wegen,
dorthin, wohin er vorhin wollte !
(Wozu es fast nicht kommen sollte !)
Das Volk begrüßte ihn mit Tüchern,
und bald schrieb man von ihm in Büchern !
(Weil er der erste war, wie's hieß,
der einen Drachen steigen ließ !)
Es war einmal ein stolzer Ritter,
der wurde beim Turnier nur Dritter.
Das ging dem Armen derart nah,
daß man ihn lebend nicht mehr sah.
Er starb am siebenzehnten Maien -
an einem warmen Tag - im Freien.
Er wollte niemand bei sich haben,
so mußte er sich selbst begraben. -
Ja, Dritter ist für einen Ritter bitter !